ZAUBERFRAUEN IM DUTTENTAL UND IM HEILIGENTÄLE BEI TUTTLINGEN
Von Tuttlingen führt ein enges, stilles Waldtal auf den aussichtsreichen Witthoh. Das Tal heißt Duttental, und wer nicht weiß, daß der Name der Stadt von dem alemannischen Vornamen
Tutilo kommt, könnte gar meinen, beide Worte hätten den gleichen Ursprung.
Die Sage erzählt, daß das Duttental so geheißen wurde, weil eine Zauberfrau darin gehaust habe, die man Duttfee oder auch Dupfee nannte. Tatsächlich gehörte diese Zauberfrau zu den
Feien in der Sagenwelt und hieß früher Duttfei. Die Tuttlinger und Möhringer erzählen, daß die Duttfei ob ihrer Hilfe und ihrem weisen Rat viel verehrt worden sei, und weil sie zwei Gesichter gehabt habe, hatten sie
viele für eine Göttin gehalten.
Im Duttental war es nie ganz geheuer. Vor vielen Jahren hütete ein Mädchen dort Pferde und sah einmal eine große Menge Andächtiger, mit dem Pfarrer an der Spitze, wohlgeordnet in einer
Prozession daherkommen. Plötzlich flog alles in die Luft und das Mädchen sah nichts mehr von dem großen Zug. Da stand aber nach wenigen Schritten ein Schloß in alter Bauart vor ihr. In den oberen Gemächern waren
viele Frauen, in den unteren Räumen turnierten die Ritter und schlugen mit den Säbeln gegeneinander.
Ob dies das Schloß der Duttfei war?
In späteren Zeiten wollen Tuttlinger im Duttental unter dem Moos eine weibliche Figur aus blauem Sandstein gefunden haben, die einen kleinen Kopf mit zwei Gesichtern, auch eine
doppelte Brust und einen schlanken Körper hatte. Diese Göttin wurde nach Tuttlingen gebracht, aber später von einem Maurer zerschlagen.
Wahrscheinlich haben die Bewohner der Stadt, die ihre Duttfei nicht vergessen konnten, ihr dann später ein Denkmal gesetzt: Auf dem achteckigen Marktbrunnen “stand ein eisernes
Bild, eine weibliche Gestalt darstellend, vorwärts und rückwärts mit Angesicht und Brüsten versehen”.
Nicht weit vom Duttental, zwischen Tuttlingen und Möhringen, ist das Holigentäle oder Heiligentäle. Dort lebten vor alten Zeiten drei heidnische Frauen, die Zauberinnen waren. Sie
hatten drei wunderschöne Schimmel, die den ganzen Tag weiden, aber nicht ziehen und nicht ackern durften. Zu diesen Frauen kamen Leute aus nah und fern, um Rat und Hilfe für sich oder ihr krankes Vieh zu holen. Man
mußte aber erst den drei Rossen Ehre erweisen, vor ihnen niederfallen und opfern. Die Zauberfrauen konnten für alles helfen und hatten viel Kenntnis in den heilsamen Kräutern aus Wald und Feld. Wer aus ihren
Zaubergütterchen ein paar Tropfen bekam, wurde von der Hexerei erlöst, konnte Diebe und Übeltäter in Abwesenheit sehen und sogar die Tiersprache verstehen.
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